Re: Den wahren Jesus finden
Geschrieben von Ahmet am 25. Aug 2006 19:19:19:
Als Antwort auf: Den wahren Jesus finden geschrieben von Winfried am 22. Aug 2006 13:58:
Hallo Winfried,
Danke für die ausführliche Antwort.
Winfried: Kennen wir den wahren Jesus?
Wenn man diese Frage mit dem Verstand beantworten möchte, dann gibt es einen "historischen" und einen "mythologischen" Jesus.
Der historische Jesus lässt sich aus Schriften rekonstruieren, von denen man sagt, sie enthalten "Zitate" des betroffenen. Ob es war ist oder nicht, darüber kann man diskutieren. Aber neben den drei ersten Evangelien (Einzige Zeugnisse Jesu in der Bibel) gibt es auch noch ausserbiblische Schriften, von denen man sagt, dass sie "Zitate" Jesu enthalten (Apokryphe Evangelien und der Koran). Alle diese Schriften (Lukas-, Markus-, Matthäus- Evangelium, dann Thomas, Jacobus und andere apokryphe Evangelien und auch der Koran) beschreiben Jesus als einen sterblichen Menschen, der als Prophet (Gesandter Gottes) die Botschaft, das wahre Wort Gottes zu uns brachte. Will man diesen Texten glauben, dann ist Jesus nie am Kreuz gestorben.
Heute wissen wir, dass sich die Vertreter des Christentums (in diesen Zentralen Fragen) nur auf das am spätesten (mind. 150 Jahre nach Jesus) entstandene Johannes- Evangelium stützen. Dazu kommt noch, dass die gleichen Vertreter sich auf Briefe und Texte stützen, welche um 50 n. Chr. von der Allgemeinheit nie als religiös wichtig und daher als "ausserbiblisch" bezeichnet wurden, wenn man es in der heutigen Sprachform ausdrücken möchte. Diese damals ungültigen Paulusbriefe und andere Römer-Briefe sind heute die wichtigsten Schriften des Christentums.
Somit wird klar, dass neben dem historischen Jesus auch ein ganz anderer, römischer Jesus entstehen musste. Denn die ergänzenden Schriften machen aus dem historischen Jesus einen mythologischen (erfundenen) Jesus. Für mich jedenfalls ist der wahre Jesus der, der am Anfang war (0-150 n. Chr.) und nicht derjenige Jesus, der zwischen 150 und 325 n. Chr. innerhalb römischen Kreisen entstand. Das verraten mir seine Worte selbst.
Was wäre gewesen, wenn Paulus nie existiert hätte? Jesus jedenfalls gab es trotzdem. Und würde man nicht den Worten des Paulus folgen, sondern den Worten Jesus, dann würden wir heute Gott, unseren Schöpfer noch respektieren und seine Gebote halten. Wir würden uns keine Menschen als Vertreter Gottes nehmen. Denn das würden die Gebote gar nicht zulassen (siehe zweites Gebot).
Winfried: Ich sehe es als eine Lebensaufgabe, den wahren Jesus zu entdecken. Aber ich verurteile die Menschen nicht, die sich einen eigenen Jesus zurechtgezimmert haben oder die Jesus so sehen, wie er in der Kunst dargestellt wird. Wir sind nun mal keine Götter, weshalb wir uns dem Göttlichen nur vage nähern können.
Nein, kein Mensch hat das Recht ein Urteil über den Glauben abzugeben. Das ist richtig, aber Jesus verlangt, dass wir Gott lieben mit unserer ganzen Seele, Herzen und Verstand. Und das bedeutet, wer Verstand hat, der handelt nach dem Willen Gottes, dass gar keine Glaubenskonflikte entstehen können (Dafür sind ja die ersten 5 Gebote - Die Liebe zu Gott). Unsere Aufgabe ist es vielmehr, die Mitmenschen über seine (Jesu) frohe Botschaft aufzuklären. Das hat mit verurteilen nichts zu tun. Paulus, der sich selbst zum Apostel ernannte hat die Botschaft Jesu nicht so weitergegeben, wie es Jesus verlangte. Paulus hat einen neuen Christus erfunden.
Winfried: Eine Möglichkeit der Annäherung ist die Mystik. So sind zum Beispiel meine persönlichen Vorbilder Johannes vom Kreuz, Teresa von Avila, Therese von Lisieux und Franziskus: alles Mystiker.
Du sagst es, sie sind nur eine Annäherung. Wer wirklich religiös ist, der geht zurück zum Ursprung (Zurückfindung) und alles vergängliche hat auf einmal keine Bedeutung. Jesus hat das wichtigste gesagt und alleine seine Worte kann man als das Wort Gottes sehen. Was andere Menschen sagen, dürften nur die Zitate der Sprecher Gottes sein, um es als wahr zu empfinden.
Winfried: Und der beste Wegweiser ist nach wie vor die Bibel, allem voran die Evangelien. Und in den Evangelien sind mir die Worte Jesu am Wichtigsten.
Genau so sehe ich es auch. Mit dem Unterschied, dass ich dein Zitat "am Wichtigsten", mit "das einzig richtige" ersetzen würde.
Winfried: Wenn etwas in der Bibel steht, das Jesu Worten widerspricht, das also nicht vom Geist Jesu getragen wird, so halte ich es für menschliches Machwerk. Die Bibel ist für mich nicht verbalinspiriert (d. h. Wort für Wort von Wort von Gott diktiert), sondern sie ist inspirierend, das heißt man braucht den Heiligen Geist, um sie zu verstehen, auch um das Menschliche vom Göttlichen zu trennen. Deshalb bitte ich den Heiligen Geist, mich beim Lesen der Hl. Schrift zu führen und zu erleuchten.
Schön geschrieben. Ich wünsche es Dir, dass Du nur noch die Zitate Jesu annimmst und von allen Interpretationen der Drittleute (und Konzile) losgelöst wirst. Dann bist Du bereits vom hl. Geist erleuchtet.
Winfried: In meinen jungen Jahren konnte ich mich für Theologie und für die Geisteswissenschaften begeistern. Aber seit einem quasi mystischen Erlebnis im Jahre 1981 ist für mich auch die Geisteswissenschaft nichts als Schall und Rauch: Menschenwerk! Aber ich akzeptiere diejenigen Wissenschaften, die nicht getragen sind von Spekulationen und Weltanschauungen. Das wären neben den Naturwissenschaften die historische Forschung. Die Bibel ist zum Beispiel das am besten (textkritisch) erforschte Werk. Was wir heute in den Händen halten, das ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das, was schon die Christen der ersten drei Jahrhunderte zur Hand hatten. Es ist extrem Nahe dem Urtext, der uns jetzt allerdings in originaler handschriftlicher Form nicht mehr vorliegt.
Wir dürfen nicht vergessen, dass es neben der Paulus-Sekte auch andere Jesusanhänger gegeben hatte, die dem besonderen Menschen Jesus, dem Lehrer und Sprecher (für Gott) sehr nahe standen und keine römischen Einflüsse kannten. Für mich waren das die wahren Christen, wenn sie sich überhaupt getraut hätten Christ zu nennen. Alle diese Menschen wurden verfolgt und getötet, weil sie nicht dem Gott gefolgt sind, den Paulus erfunden hatte.
Winfried: Wie sorgfältig aber die Heiligen Schriften immer wieder abgeschrieben wurden, das beweisen auch unter anderem die Schriftfunde von Qumran (Teile des alten Testaments stimmen verblüffend überein mit der heutigen Bibel).
Daran zweifelt auch niemand. Das Alte Testament war damals das, was Jesus als Bibel (hl. Schrift) sah. Daraus zitierte Jesus immer wieder. Das NT gab es nicht. Jesus hätte die Paulusbriefe (NT) nie angenommen, denn sie widersprechen dem ewigen Bund Gottes, den Jesus predigte. Das erkennt man an seinen Zitaten.
Winfried: Was die Göttlichkeit Jesu betrifft, so akzeptiere ich die Lehre von der Trinität, obwohl ich sie nicht verstehe. Ich denke, dass der Göttliche Geist auch die Weltgeschichte lenkt, dass er die Konzilien (und auch den Kaiser) geleitet (inspiriert) hat.
Was meinst Du, du verstehst die Trinität nicht? Was daran verstehst Du denn nicht? Und, wie kannst Du daran glauben, wenn Du nicht einmal weisst, was es bedeutet? Lies doch einfach, warum sie entstand in einer Enzyklopädie.
Ist das nicht gefährlich, wenn Jesus sagt:....."mit deinem ganzen Verstand"?
Winfried: Wer aber alles anzweifeln will, der soll das nur tun. Auch das ist legitim. Ich für meinen Teil habe mich nun mal für Jesus Christus entschieden. Ich will in seiner Nachfolge in der Liebe und an Erkenntnis wachsen. Und ich denke, dass man dazu die eigene Kirche nicht verlassen muss. Im Gegenteil!!!
Hast Du dich für Jesus entschieden oder für Paulus? Für andere kann genau deine Aussage ein "Zweifeln sein", wenn man blind einem Beschluss folgt, ohne zu prüfen, ob es wirklich der Wille Gottes ist. Ich denke, wir alle haben die Worte von Gott bekommen. Wer sie nicht beachtet, der wird sich alleine vor Gott verantworten müssen. Und Jesus wird daneben stehen und seinen Kommentar abgeben (.....als nur durch mich! Weicht von mir....habe euch nie gekannt). Wir aber dürfen niemanden verurteilen. Jeder geht seinen Weg. Mit und auch ohne Verstand.....
Gruss
Ahmet