Re: Religiöser Konflikt zwischen Armenien und Türkei?
Geschrieben von Ahmet am 01. Dez 2006 20:22:15:
Als Antwort auf: Re: Religiöser Konflikt zwischen Armenien und Türkei? geschrieben von Alex am 17. Nov 2006 00:05:03:
Hallo Alex,
Danke für die Antwort.
Alex: Ich glaube, dass Nationalismus immer von den Machthabern geschürt wird, um die Bevölkerung von den eigentlichen Problemen abzulenken.
In unserem Beispiel will also die türkische Regierung von Problemen ablenken und nimmt dafür den Nationalismus als Werkzeug? Verstehe ich das richtig? Und ich dachte bisher, dass die türkische Regierung sich in die EU bewegen will, aber die EU dies nicht zulassen möchte? Ein Nationalistischer Staat müsste doch genau das Gegenteil anstreben? Denn ein Nationalist wäre doch zu stolz, sich mit „Anderen“ zu vermischen? Hast nicht Du geschrieben, dass das Gegenteil von Nationalisten Weltoffenheit wäre?
Alex: Als Gegenteil von Nationalismus könnte man das Weltbürgerbewusstsein setzen, also die Erkenntnis, dass wir alle Erdenbewohner sind.
Alex: Übertriebene Vaterlandsliebe ist für viele auch eine Möglichkeit, eigene Minderwertigkeitsgefühle zu kompensieren. Da Türken in der BRD oft benachteiligt werden, ist es erklärbar, warum z.B. junge Türken, die hier geboren wurden, stolz auf ihre türkische Wurzeln sind, einfach um der alltäglichen Diskriminieren zu trotzen.
Ja, das kann was dran haben. Viele in Europa lebenden Türken fühlen sich nicht als Deutsche, weil sie
1. in Deutschland nie ganz akzeptiert wurden und
2. weil ihre eigenen Familien sie evtl. nicht haben integrieren lassen.
In Deutschland sind diese Türken also Ausländer. Damit nicht genug, denn auch dort, wo sie dann glaubten, ihre Wurzeln zu haben (Kompensation) gelten sie genauso als Ausländer. Und das wird diesen jungen Menschen sehr bald bewusst, wenn sie dort in Urlaub sind.
Dann kommt der nächste Schritt zur Kompensation, indem sie sich mit materiellen Dingen versuchen zu einer Persönlichkeit zu machen und einen Mercedes oder BMW fahren, und das mit auffallenden Akzenten (Schnell, Aufgemotzt etc.)
So erkläre ich mir das Problem, warum eine Minderheit Ausländer immer wieder auffällt.
Übrigens selbst ältere Generationen Ausländer haben mühe, sich im eigenen Land zu Recht zu finden. Denn wer vor 30 Jahren sein Geburtsland verlassen hatte und nach Deutschland kam, der glaubt, dass in seinem Geburtsland noch alles wie beim Alten sei. Das Land hat sich aber um 30 Jahre, meist in Richtung Westen, verändert und trotzdem werden die alten Ansichten und Meinungen noch immer von den älteren Generationen Ausländer vertreten. Was sagt uns das?
Wir dürfen die Menschen eines Landes nicht nach seinen früheren Bewohnern damaliger Kultur, die heute in Europa leben mit der heutigen Situation im entsprechenden Land vergleichen. Um heraus zu finden, wie die Menschen dort wirklich sind, sollte man das entsprechende Land bereisen und die Menschen dort vor Ort kennen lernen.
Alex: Ich finde Patriotismus auch nichts Negatives, solange es nicht zu einem Überlegenheitsgefühl gegenüber anderen Ländern und Kulturen führt.
Ja, das sehe ich auch so. Ist den nun die Türkei in einem Überlegenheitsgefühl?
Alex: Wenn wir darüberhinaus noch erkennen könnten, dass wir alle geliebte Kinder Gottes sind, dass Gott niemanden bevorzugt oder benachteiligt und letztendlich alle Religionen diesen einen Gott verehren, dann wäre die Menschheit einen großen Schritt weiter. Bekennen wir uns doch alle zu unserer eigenen Herkunft und Kultur, seien wir stolz darauf und respektieren die Kultur und die Herkunft der anderen. Einheit in Vielfalt statt Einfältigkeit!
Ja, wer das lebt, der hat die Ewige Religion begriffen.
Gruss
Ahmet