Was feierten die Urchristen an Ostern wirklich?
Geschrieben von Ahmet am 04. Apr 2007 23:20:38:
Ist Jesus tatsächlich am Kreuz gestorben? Oder feierten seine Anhänger ursprünglich, weil Jesus die Kreuzigung überlebt hatte?
Der Streit um das Leiden und Tod am Kreuz
Darüber wurde noch bis in das Jahr 451 n.Chr., am Konzil von Chalkedon, dem 4. ökumenisches Konzil der Römischen Kirche gestritten.
Das Konzil von Chalkedon wurde vom Ostkaiser Markian auf Geheiss Papst Leo I. einberufen. An die 600 Bischöfe nahmen an den 17 Sitzungen teil, die zwischen dem 8. Oktober und 1. November abgehalten wurden.
Damals wurde die Lehre vom Leiden und Tod Christi am Kreuz, nach langjährigem Streit zum zentralen Glaubensinhalt erklärt. Bis dahin jedoch war die Christenheit geteilter Meinung. Es gab Bischöfe, welche die Lehre vertraten, einer von Jesu Anhänger, möglicherweise Judas Ischariot oder Simon von Kyrene, sei für ihn am Kreuz gestorben. Andere vertraten die Ansicht, Jesus hatte die Kreuzigung überlebt (auferstanden = ins Leben zurückgerufen), weil er nicht wie üblich mehrere Tage am Kreuz hängen bleiben musste, sondern nach wenigen Stunden vom Kreuz genommen und in die Grabhöhle gelegt wurde. Diese Bischöfe wurden vom Konzil verurteilt und derartige Lehren bekämpft.
Urchristen glaubten nicht, dass Jesus am Kreuz gestorben ist
Also war im frühen Christentum bis ins 5. Jahrhundert. n. Chr. durchaus die Meinung verbreitet, dass Jesus die Kreuzigung überlebt hatte und sich noch einmal mit seinen Jüngern getroffen habe.
Kann es sein, dass das Osterfest, welches als das älteste Christliche Fest gilt, eigentlich deshalb gefeiert wurde, weil Jesus diesen Trauervollen Kreuzigungstag (Karfreitag) überlebt hatte? Kann es überhaupt zu jener Zeit einen anderen Grund zum Feiern gegeben haben? Gibt es Anlass zum Feiern, nur weil jemand sich 3 Tage nach seiner Todesstrafe aus dem Grab verschwindet, sich als Geist blicken lässt und darauf in den Himmel auferstanden ist?
Was bedeutet Auferstehen bzw. Auferwecken?
Das Wort Auferweckung bzw. Auferstehung, in griechisch „Anastasis“ kann etymologisch gesehen (Wortherkunft) auch als „ins leben gerufen“ bzw. als „überlebt“ verstanden werden. So wurde im damaligen Sprachgebrauch das Wort für einen Menschen gebraucht, der als Scheintoter wieder erwacht ist. In der Bibel kommt das Wort mehrmals vor. In einem biblischen Wunder ist ein scheintoter Mann mit Namen Lazarus durch die Hilfe von Jesus wieder auferstanden (Joh 11:43). Im letzten Teil aller vier Evangelien steht geschrieben, dass Jesus selbst auferstanden sei. Heute hat das Wort „Auferstehung“ nicht mehr die gleiche Bedeutung wie damals. Aber wenn die Auferstehung bzw. Auferweckung des Lazarus als ein Wunder Jesu gesehen wird, so müsste Lazarus damals tatsächlich lebendig geworden sein. Die andere Möglichkeit wäre, dass Lazarus in den Himmel aufgefahren war. Aber wo ist dann das Wunder?
Der Ablauf einer Kreuzigung
Nehmen wir aber trotzdem einmal an, dass Jesus damals gekreuzigt wurde. Die Kreuzigung war die Todesstrafe der Römer. Jeder, der als Volksaufhetzer zum Tode verurteilt wurde, kam an das Kreuz. Und zwar mehrere Tage lang wurden die Verurteilten am Kreuz hängen gelassen, bis diese starben. Nicht so bei Jesus. Da seine Kreuzigung am Freitag vor einem jüdischen Fest (Shabatt) geplant war, durften die gekreuzigten aus Respekt nicht über die Festtage hängen gelassen werden. Deshalb wurde Jesus nach wenigen Stunden wieder heruntergenommen und in eine Grabkammer gelegt.
Könnte es daher sein, dass Jesus die Kreuzigung überlebt hat, weil er nicht die übliche Zeit am Kreuz hängen musste? Auch in den Philippinen und anderen Orten der Erde lassen sich extreme Christen einmal jährlich auspeitschen und an das Kreuz nageln, um das Leiden Christi nachzufühlen. Die Kirche missbilligt diese Taten, unternimmt jedoch nichts dagegen. Das einzige, das 1997 unternommen wurde ist, die Kreuzigung auf höchstens 15 Minuten zu begrenzen, während früher auf ein Zeichen des gekreuzigten gewartet wurde. Wenn heute Menschen diese Prozedur längere Zeit aushalten können, konnte denn das Jesus damals nicht auch?
So argumentiert die Kirche das Leid und Tod von Jesus
Die Kirche argumentiert mit dem Konzilentscheid von 451 n. Chr. das Leiden und Tod am Kreuz mit dem Johannes- Evangelium. Dieses Evangelium bietet die Einzige Möglichkeit für den Tod, indem ein Lanzenstich in die Seite von Jesus beschrieben wird (Joh 19:34). Aus sicht der Bibelwissenschaftler kann diese Bibel- Stelle nicht einen Beweis antreten, weil damals bei den Römern der übliche Weg, jemanden am Kreuz zum schnellen Tod zu führen, das Brechen der Beine war. Das wurde bei den beiden Mitgekreuzigten zwar gemacht, aber nicht bei Jesus.
Warum ist das Johannesevangelium das einzige Evangelium, welches den Tod von Jesus durch einen Lanze beschreibt? Es wurde erst lange nach den ersten drei Evangelien geschrieben und viele Wissenschaftler sind sich bis heute einig, dass das Johannesevangelium aus den drei bereits bestehenden Evangelien zusammengestellt wurde und der Schreiber dieses neu entstandene Werk kunstvoll mit Details bereichert haben könnte. Der Zweck des Lanzenstiches könnte somit zur Bekämpfung der damals weit verbreiteten Lehre gewesen sein, die besagt, dass Jesus nur scheinbar am Kreuz gelitten und gestorben sein soll (Doketismus).
Nun zurück zur Frage, ob Jesus tatsächlich am Kreuz gestorben ist. Diese Antwort kann nur jeder für sich selbst beantworten. Das einzige Zeugnis, welche hinweise darauf geben kann, was tatsächlich nach der Kreuzigung passiert sein muss, findet man in unserer Bibel. Präziser in den Evangelien zu Markus, Mathäus, Lukas und Johannes. Nur wer selbst die entsprechenden Stellen liest, kann so die Antwort finden. Paulus sagte, Jesus sei gestorben und dann als Geist auferstanden. Diesen Worten folgt die Kirche. Wer sich nur auf die Aussagen der Kirche stützt, der wird nie erfahren, was Jesus selbst darüber gesagt hat und wird so nie erfahren, was die ersten Christen an Ostern wirklich feierten.
Folgende Bibelstellen beschreiben die Zeit unmittelbar nach der Kreuzigung (Ostern).
Matthaeus 28
1 Aber spät am Sabbat, in der Dämmerung des ersten Wochentages, kam Maria Magdalena und die andere Maria, um das Grab zu besehen.
2 Und siehe, da geschah ein großes Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam aus dem Himmel herab, trat hinzu, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.
3 Sein Ansehen aber war wie der Blitz und sein Kleid weiß wie Schnee.
4 Aber aus Furcht vor ihm bebten die Wächter und wurden wie Tote.
5 Der Engel aber begann und sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht, denn ich weiß, daß ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht.
6 Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her, seht die Stätte, wo der Herr gelegen hat,
7 und geht schnell hin und sagt seinen Jüngern, daß er von den Toten auferstanden ist. Und siehe, er geht vor euch hin nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.
8 Und sie gingen schnell von der Gruft weg mit Furcht und großer Freude und liefen, es seinen Jüngern zu verkünden.
9 Als sie aber hingingen, es seinen Jüngern zu verkünden, siehe, da kam Jesus ihnen entgegen und sprach: Seid gegrüßt! Sie aber traten zu [ihm], umfaßten seine Füße und warfen sich vor ihm nieder.
10 Da spricht Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin, verkündet meinen Brüdern, daß sie hingehen nach Galiläa, und dort werden sie mich sehen.
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Markus 16
1 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die [Mutter] des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben.
2 Und sie kommen sehr früh am ersten Wochentag zu der Gruft, als die Sonne aufgegangen war.
3 Und sie sprachen zueinander: Wer wird uns den Stein von der Tür der Gruft wegwälzen?
4 Und als sie aufblickten, sehen sie, daß der Stein zurückgewälzt ist; er war nämlich sehr groß.
5 Und als sie in die Gruft eintraten, sahen sie einen Jüngling zur Rechten sitzen, bekleidet mit einem weißen Gewand, und sie entsetzten sich.
6 Er aber spricht zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus, den Nazarener, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hingelegt hatten.
7 Aber geht hin, sagt seinen Jüngern und Petrus, daß er euch nach Galiläa vorausgeht! Dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.
8 Und sie gingen hinaus und flohen von der Gruft. Denn Zittern und Bestürzung hatte sie ergriffen, und sie sagten niemand etwas, denn sie fürchteten sich.
9 Als er aber früh am ersten Wochentag auferstanden war, erschien er zuerst der Maria Magdalena, von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte.
10 Die ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren und trauerten und weinten.
11 Und als jene hörten, daß er lebe und von ihr gesehen worden sei, glaubten sie nicht.
12 Danach aber offenbarte er sich zweien von ihnen in anderer Gestalt unterwegs, als sie aufs Land gingen.
13 Und jene gingen hin und verkündeten es den übrigen; auch jenen glaubten sie nicht.
14 Nachher offenbarte er sich den Elfen selbst, als sie zu Tisch lagen, und schalt ihren Unglauben und ihre Herzenshärtigkeit, daß sie denen, die ihn auferweckt gesehen, nicht geglaubt hatten.
15 Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und predigt die frohe Botschaft der ganzen Schöpfung.
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Lukas 24
32 Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, wie er auf dem Weg zu uns redete und wie er uns die Schriften öffnete?
33 Und sie standen zur gleichen Stunde auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Und sie fanden die Elf, und die mit ihnen waren, versammelt,
34 die sagten: Der Herr ist wirklich auferweckt worden und dem Simon erschienen.
35 Und sie erzählten, was auf dem Weg [geschehen war] und wie er von ihnen erkannt worden war am Brechen des Brotes.
36 Während sie aber dies redeten, stand er selbst in ihrer Mitte und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch!
37 Sie aber erschraken und wurden von Furcht erfüllt und meinten, sie sähen einen Geist.
38 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr bestürzt, und warum steigen Gedanken auf in euren Herzen?
39 Seht meine Hände und meine Füße, daß ich es selbst bin; betastet mich und seht, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr seht, daß ich habe.
40 Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Füße.
41 Als sie aber noch nicht glaubten vor Freude und sich wunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen?
42 Sie aber reichten ihm ein Stück gebratenen Fisch;
43 und er nahm und aß vor ihnen.
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Johannes 20
21 Jesus sprach nun wieder zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende ich auch euch.
22 Und als er dies gesagt hatte, hauchte er sie an und spricht zu ihnen: Empfangt Heiligen Geist!
23 Wenn ihr jemandem die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wenn ihr sie jemandem behaltet, sind sie [ihm] behalten.
24 Thomas aber, einer von den Zwölfen, genannt Zwilling, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
25 Da sagten die anderen Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel lege und lege meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht glauben.
26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger wieder drinnen und Thomas bei ihnen. [Da] kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und trat in die Mitte und sprach: Friede sei mit euch!
27 Dann spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig.
28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!
29 Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig [sind], die nicht gesehen und [doch] geglaubt haben!
30 Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor den Jüngern getan, die nicht in diesem Buch geschrieben sind.
31 Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Messias ist, der Gesandte Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
Gruss
Ahmet