Das Jesus-Grab: Inhalt und Hitergründe
Geschrieben von Ahmet am 11. Apr 2007 21:50:43:
Als Antwort auf: TV-Tip am Karfreitag: Das Jesus-Grab geschrieben von Ahmet am 04. Apr 2007 22:21:28:
Gab es Jesus wirklich? Wo lag er begraben? War Gottes Sohn etwa ein ganz normaler Mensch? Die Fragen um Jesus Christus sind so alt wie die im Glauben viel zitierte Ewigkeit und werden pünktlich zur Passionszeit einmal mehr gestellt. James Cameron vermutet gemeinsam mit dem kanadisch-israelischen Dokumentarfilmer Simcha Jacobovici das Grab der Jesus-Familie entdeckt zu haben. Die Forschungsergebnisse ihres Fundes präsentieren die beiden in der 2006 produzierten Dokumentation "Das Jesus-Grab".
Cameron und Jacobovici erforschten die Geschichte eines Familiengrabes, das im März 1980 im Jerusalemer Stadtteil Talpiot bei Bauarbeiten zufällig frei geschaufelt wurde. In der Gruft befanden sich insgesamt zehn steinerne Gebeinkästen, die ohne größere Beachtung in einem dafür vorgesehenen Lagerhaus der Antiquitätenbehörde IAA landeten. Die Gebeine wurden nach israelischem Gesetz nachbestattet, und das Grab verschwand unter einer modernen Neubauwohnsiedlung.
Erst vor kurzem untersuchten Wissenschaftler die Sarkophage eingehender und pinselten Inschriften frei, die nach Camerons und Jacobovicis Ansicht das Unglaubliche preisgeben. Auf 6 von den 10 gefundenen Gebeinskisten, so genannten Ossuaren, stehen die Namen:
YESHUAH BAR YOSEF (Jesus, Sohn des Joseph)
MARIA (Mutter von Jesus)
MARIAMNE E MARA (griech. Form von Maria, mgl. Übersetzung ist „Maria, die Meisterin“)
YEHUDA BAR YESHUA (Juda, Sohn des Jesus)
MATIA (Matthias)
YOSE (seltene Form von Joseph; evtl. der kleine Bruder von Jesus aus Markus 15,40)
Zu einem späteren Zeitpunkt der Dokumentation taucht dann noch die fehlende Gebeinkiste auf, die dank des chemischen Fingerabdrucks ihrer Patina dem Jesus-Grab zugeordnet wird. Auf ihr findet sich die Inschrift:
"YAKUB BAR YOSEF, Bruder Jesu". (der Herrenbruder, also Bruder von Jesus; es wird vermutet, dass der letzte Teil „Bruder Jesu“ später eingeritzt wurde)
Ein privater Sammler ersteigerte das Ossuar einst auf einem Bazar.
Um herauszufinden, ob eine Verwandtschaft zwischen Jesus und der vermeintlichen Maria Magdalena besteht, werden vom Boden der Sarkopharge DNA-Überbleibsel zusammengekratzt und von Gerichtsmedizinern in aufwändigen Prozeduren ausgewertet. Das Resultat: keine Verwandtschaft, was darauf hindeuten soll, dass Jesus mit Maria, der Meisterin vermutlich verheiratet war und die beiden einen Sohn gehabt haben sollen.
Cameron und Jacobovici wollen sich nicht irgendwelchen Spekulationen hingeben und versuchen mit eigenen Augen einen Blick in das Grab zu werfen, das mittlerweile unter Gartenanlagen und einer Betonwüste aus Wohnblöcken liegt. Baupläne, Skizzen und ein architektonisches Modell der Siedlung sollen bei der Suche helfen.
Wenn auch einige Wissenschaftler die Filmemacher in ihrer These bekräftigen, reicht es nicht für einen religiösen Skandal. Und dennoch gaben sich insbesondere in Amerika viele Christen empört und sahen die Grundfesten ihres Glaubens bedroht, nachdem der Discovery Channel die Dokumentation ausstrahlte.
Die Kritiker stützen sich meist auf den selben Fakt: Die Inschriften auf den Knochenkästen, die in einem Felsengrab im Jerusalemer Stadtteil Talpiot gefunden wurden, bezeichnen Namen (u.a. "Jesus, Sohn des Joseph", "Maria", "Joseph"), die zu Jesu Zeiten sehr häufig waren. Das Vorkommen biblischer Namen sei demnach reiner Zufall - es sei unsinnig, zu vermuten, es handele sich um die Heilige Familie. Genau dieser Annahme folgen jedoch die Macher von "Das Jesus-Grab". Die Medien zitieren dazu am Abend des 26. Februar den Bibel-Professor Zangenberg (Universität Leiden), der fachmännisch konstatiert, den preisgekrönten Machern gehe es ausschliesslich "um Geld und Schlagzeilen". DEUTSCHLANDRADIO lässt sogar den deutschen Archäologen Gunnar Lehmann sagen, hinter Camerons Jesus-Doku stecke "keine seriöse Forschung" - das sei nichts weiter als "blühender Unsinn".
Im Gegensatz zu diesen Aussagen, holte sich der kanadisch-israelische Dokumentarfilmer und Emmy-Gewinner Simcha Jacobovici während der Dreharbeiten die Hilfe des anerkannten Statistikers Andrey Feuerverger von der Universität Toronto. Sein erklärtes Ziel: Die Relevanz des Fundes sollte erstmals nach statistischen Kriterien bewertet werden. Feuerverger verfasste für die Produktion ein 90-seitiges Dossier, welches im Moment der Fachwelt zur Diskussion vorliegt. In seiner mehrstufigen Kalkulation wertete der Wissenschaftler die auf hunderten Ossuaren nachweisbaren Namen und einen anerkannten Katalog von Namen aus neutestamentarischer Zeit aus und gewichtete die in Talpiot gefundenen entsprechend. Weiterhin eliminierte er systematisch unsichere Faktoren wie z.B. den Namen "Matia" (nicht in den Schriften belegt) aus der Rechnung. Professor Feuerverger kommt zu dem Ergebnis, dass die rein statistischen Wahrscheinlichkeiten dafür, dass es sich nicht um das Grab der Jesus-Familie handelt, verschwindend gering sind.
Die statistische Analyse zeigt es deutlich: Die in Talpiot gefunden Namen sind nur im Zusammenhang des Namens-Clusters vernünftig zu bewerten (nur alle 5 Namen zusammenhängend betrachtet). Thomas von Hennet: "Feuervergers Statistik kann nicht die Frage beantworten, ob es sich bei dem in Talpiot gefundenen Ossuaren tatsächlich um die der Heiligen Familie handelt. Seine Rechnung zeigt aber deutlich, dass ein pauschales Nein-Sagen zu Camerons Jesus-Theorie auf keinen Fall ausreicht."
Liebe Leser,
Ich finde, mit diesem Film gibt es nun genug Stoff für die professionellen Wissenschaftler. Bis Ende Jahr wird man sicherlich mehr über die Thesen in diesem Streifen erfahren. Damals zählte Jerusalem 8-10 Tausend Einwohner. Wenn ich mir überlege, ob in einem heutigen 10’000 Einwohner- Dorf nur zwei Familien zu finden sind, bei denen der Vater, die Mutter und ihre drei Söhne die gleichen Namen tragen sollen, das wird jedenfalls nicht einfach sein. Aber auch nicht unmöglich.
Gruss
Ahmet