Re: Pentagramm = warum satanisch?
Geschrieben von silhas am 07. Oktober 2001 19:44:10:
Als Antwort auf: Pentagramm = warum satanisch? geschrieben von Ahmet am 02. Oktober 2001 23:02:14:
Also,
im Garten Eden, lebte der Mensch in der Unschuld, der ursprünglichen Einheit mit Gott. Doch hatte Gottvater dort eben auch einen Baum wachsen lassen, von dessen Früchten zu essen dem Menschen untersagt war. Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, so will es der Mythos, war ein Apfelbaum. Von der Schlange verführt erkannte Eva, dass von diesem Baume gut zu essen wäre, da er klug machte. Das Ende der Geschichte ist bekannt. Verbannt aus dem Garten Eden, aus der Einheit mit Gott in die Polarität von Zeit und Raum gefallen, blieb fortan dem Menschen der Zugang zum Baum des Lebens, der Unsterblichkeit verleiht, verwehrt. Die Cherubim mit dem flammenden Schwert bewachen den Weg. Der Mensch ist Erde und zu Erde soll er werden. Und alles wegen eines Apfels...
Was ist nun der innere Gehalt dieses Symbols? Teile einen Apfel der Breite nach. Das Kerngehäuse in beiden Hälften bildet ein Pentagramm. Apfel und Pentagramm sind Symbole der Venus, die - ebenso wie der Mond - das Urprinzip des Weiblichen verkörpert. Während die Venus in acht Jahren einmal durch den Tierkreis wandert, bildet sie fünf Konjunktionen mit der Sonne und zeichnet so einen natürlichen Fünfstern an den Himmel. Im alten Babylon schon war dieses Zeichen der Göttin Ischtar, die der Aphrodite bzw. Venus entspricht, zugeordnet.
Natürliche Pentagramme finden sich weiterhin an fünfblättrigen Pflanzen, wie der Lilie oder dem Weinstock. Die 5 gilt als ein formbestimmendes Prinzip der organisch belebten Natur. Will man beispielsweise eine Rosenblüte geometrisch ideal konstruieren, so geht man vom Fünfstern aus. Auch Spinnennetze und Schneckengehäuse weisen neben der Spiralstruktur, die des Pentagramms auf.
Der fünfstrahlige Stern ist eines der ältesten magisches Zeichen überhaupt und auch unter den Bezeichnungen "Drudenfuß, Drudenkreuz, Alpfuß, Nornenstapfe, Maarfuß oder Pentalpha" bekannt. Ebenso auch als "Pentangulum, Pentakel, signum sanitatis oder signum Pythagoricum". Den altgriechischen Pythagoräern war es Symbol für Gesundheit und Vitalität, den Gnostikern, wie etwa den Bogumilen, ein Symbol für die fünf (!) Elemente, aus denen die Welt besteht. Diese jüdischen und insbesondere christlichen Sucher der Spätantike, die durch philosophische Erkenntnis und Spekulation, die verborgenen Geheimnisse Gottes und der Welt zu ergründen und dadurch zur Erlösung zu kommen versuchten, kannten im Gegensatz zu dem sonst üblichen Weltbild, nämlich ein fünftes Element: Das Licht.
Auf alten Grabsteinen in Kroatien zum Beispiel, wo viele Bogumilen begraben liegen, befindet sich recht häufig ein Pentagramm als Relief. Gigantische Fünfsterne finden wir in Frankreich: In der Gegend von Rennes-le-Château liegen zwei gedachte Pentagramme mit einer Achsenlänge von jeweils genau 4 Meilen, deren Eckpunkte Templerburgen bilden. Doch brauchen wir soweit gar nicht zu schauen, um Stätten zu finden, an denen alte Baumeister ihr Verständnis des Kosmos und der heiligen Geometrie in großflächigen Landschaftsanlagen versinnbildlichten. Die Ortschaft Knielingen bei Karlsruhe, trägt ein Pentagramm im Wappen und die ringsum liegenden Kirchen in Eggenstein, Kleinsteinbach, Bismarckstein, St. Wendelin und Büchelberg sind im präzisen Muster eines Fünfsterns angeordnet.
In allen esoterischen Traditionen und modernen Logen hat das Pentagramm Bedeutung. Den Freimaurern ist der flammende Stern zunächst einmal und vor allem das Symbol der menschlichen Vernunft, des logischen Denkens und des Wahrheit suchenden Geistes. Er verkörpert also die Fähigkeit zur Erkenntnis, zur Unterscheidung von Gut und Böse und kann daher auch im Dunkeln, d.h. wenn keine Orientierung an äußeren, objektiven Maßstäben möglich ist, leuchten. Der Mensch ist von sich aus, von innen heraus erkenntnisfähig, lautet die Botschaft. Wir besitzen ein selbstreflexives Bewußtsein und können somit unser Handeln überdenken, in Frage stellen und verändern. Wir sind uns unserer selbst bewußt. Ein Tier z.B. ist das nicht. Es befindet sich noch in der ursprünglichen Einheit von Subjekt und Objekt und ist in jedem Augenblick ganz und gar das, was es ist. Eine Maus macht sich keine Gedanken darüber, ob es besser wäre, ein Löwe zu sein und eine Giraffe will nicht fliegen können. Ein Tier verstellt sich nicht und es verbirgt nichts von sich selbst. Dies nämlich ist die andere Seite des reflexiven, zur Erkenntnis fähigen Bewußtseins: Das Pentagramm kann auf dem Kopfe stehen, ein altes Sinnbild schwarzer Magie. Der Mensch kann lügen, täuschen, sein Innerstes, sein eigentliches Wesen verbergen, und dies ist nicht die Ausnahme sondern der Regelfall. Es ist dies typisch menschlich und die Schattenseite des erkennenden Verstandes. Man nennt es auch Persona, die Maske.
Die Tempelritter waren es, die die Wissenschaft der heiligen Geometrie, die bis auf die sumerischen und ägyptischen Tempelbauherren zurückgeht, nach Europa brachten.
Das Pentagramm ist das Zeichen und die fünf die Zahl des Menschen. Der Kabbalist betreibt unter anderem numerologische Kosmogenese, versucht also aus der Symbolik der Zahlen, die Entstehung des Universums und seine Gesetzmäßigkeiten herzuleiten. Seine Formel des Menschen lautet: 2 (göttlicher Wille) + 3 (Materie) = 5. Der Mensch mit seinen fünf Sinnen und den fünf Fingern steht ihm hierbei für die Quintessenz der Schöpfung, als Mittler zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos,
und sich selbst...naja so in etwa.
Grüße