Re: Was heisst Sekte?

Die Ewige Religion

Geschrieben von Ahmet am 06. Okt 2006 23:36:44:

Als Antwort auf: Re: Was heisst Sekte? geschrieben von Alex am 05. Okt 2006 12:43:59:

Hallo Alex,

Alex: was die ursprüngliche Bedeutung des Wortes betrifft, ist jede Religion letztendlich eine Sekte. Da dieser Begriff aber heute in abwertender Weise gebraucht wird, würde ich keine der etablierten Religionen als Sekte bezeichnen.

Eine Abspaltung ist nun mal eine abwertende Weise, denn Gottes Wille ist es, sein Volk zusammen zu halten und es zu bewahren. Gott gab uns seinen Willen bekannt „als sein Wort“, und wir Menschen entscheiden, ob wir seinen ewigen Bund annehmen wollen oder nicht. Das erste und zweite Gebot (vom Dekalog) sollte es regeln, das einheitliche Volk Gottes zusammenhalten. Jeder einzelne von uns entscheidet sich entweder zur Einheit oder trennt sich vom Ewigen Bund und wählt das vergängliche (neue Religionen).

Alex: Mich wundert, was Dich so sicher macht, dass das, was Du als "Ewige Religion" bezeichnest, wirklich der Ursprung aller anderen Religionen sein soll.

Es gibt die Theologie, die erklärt bzw. interpretiert innerhalb einer Religion die eigene Sichtweise und Anschauung. Von solchen Vorgaben halte ich nichts, aber respektiere sie. Selbst halte ich diese Definitionen aber nicht für Göttlich, denn sie wird vom Menschen erfunden.

Dann gibt es aber auch eine Wissenschaft, die nicht wertet, sondern ordnet, klassifiziert und verschiedene Religionskulturen vergleicht. Ich spreche hier von der Religionswissenschaft. Die Religionswissenschaft sucht nicht nach Wahrheit. Religionswissenschaft ist eine Wissenschaft, die sich mit allen konkreten Religionen der Vergangenheit und Gegenwart befasst. Die Religionswissenschaft setzt keine Glaubenszustimmung voraus, hält also weder die christliche noch irgendeine andere Offenbarung für verbindlich. Die Religionswissenschaft ist eine junge Wissenschaft mit „Vorläufern" in aufklärerischen Krisenzeiten (Antike, Humanismus). Im strengen Sinne entstand sie während der neuzeitlichen Aufklärung, insbesondere in England, in den Niederlanden, Deutschland, Skandinavien.

Diese wissenschaftlichen Arbeiten haben nun gezeigt, dass Jede entstandene Religion einen Ursprung besitzt, der nicht mit der etablierten bzw. daraus entstandenen Religion übereinstimmt. Interessanterweise aber, stimmen die Ursprünge der Religionen (Erste Aussagen, Schriften und Verhalten) flächendeckend über die ganze Welt miteinander überein. Es werden sogar die gleichen Geschichten (mit einer Schöpfung beginnend) erzählt, die erst später durch Anpassungen von Menschen wiederum vom Ursprung abgespaltet sind.

Würde nicht jede Religion von einer Ewigen Macht sprechen, dann würde auch ich wie Du denken, wie kommt man darauf, dass es eine ewige Religion geben soll. Da es aber bekannt ist und jede Religion sich selbst als die Ewige Religion bezeichnet, wird klar, dass es diese Ewige Religion gibt. Aber den Anspruch verliert sie, wenn diese Religion nicht schon seit Ewigkeit existiert. Die vergleichende Religionswissenschaft kennt jeden Entstehungsort und ungefähre Entstehungszeit der wichtigsten Religionen. Und seit Ewigkeit existiert nun mal nur die Ewige Religion.

Alex: Seit einem Jahr nun gehe ich selbst einen Buddhistischen Weg.

Schön, welchen Weg hast Du gewählt? Das kleine oder das grosse Fahrzeug? Das kleine ist der Ursprung des Buddhismus. Die Lehre der Alten (Tharavada) ist die ursprüngliche Lehre des Siddhartha Gautama (Buddha) und ist im Pali-kanon überliefert. Sie hat viel gemeinsam mit der Ewigen Religion. Die buddhistischen Texte, die in Sanskrit geschrieben wurden, enthalten zwar gute Weisheiten, sind aber nicht zwingend die Lehre Buddhas. Buddha lehrte z.B. den mittleren Weg, der die Meditation nur zum Werkzeug macht, um sich selbst zu finden, aber mit dem Willen Gottes nicht im Einklang ist. Denn die Liebe und Mitgefühl kann nur unter Mitlebenden entwickelt werden. So lehrte Buddha ganz im Sinne der Ewigen Religion. Und was viele nicht wissen, Buddha lehrte, wie man sich von der Reinkarnation noch im gleichen Leben lösen kann. Befreiung von einer Lehre, die von Menschen (brahmanische Eremiten) erfunden wurde.

Alex:Ich übe mich in Meditation und Achtsamkeit und versuche, mehr Liebe und Mitgefühl für mich selbst und die anderen Wesen zu entwickeln, so wie es Jesus gelehrt hat ("Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.").

Das ist schön. Ich wünsche Dir viel Erkenntnis. Buddha hatte auch alles durchgemacht und seine Erfahrung uns als Lehre gegeben. Also, bleib nicht nur am Meditieren, sondern wähle den Weg der Mitte. Denn das ist der Rechte Weg, sagte Buddha.

Ich vergleiche es mit unseren Gehirnhälften. Die rechte Hälfte ist die emotionale und spirituelle Seite des Seins. Die linke Hälfte ist die Ratioseite mit Verstand und Logik. Nur wer beide Seiten in sein Leben einbezieht, und immer beide Hälften gleichzeitig, der hat verstanden, warum Gott uns beide Seiten gab.

Alex: Nach Aussage meines Lamas sind liebende Güte und Mitgefühl das Ziel jeder Religion oder spirituellen Praxis. Nur daran lässt sich messen, ob man auf seinem Weg Fortschritt macht.

Ja, jede Religion verlangt Liebe, Güte und Mitgefühl. Daran lässt sich meiner Meinung nach sehen, dass es ein Element des Ursprungs aller Religionen ist, die zusammengeführt wiederum in der Ewigen Religion sich treffen bzw. enden.

Lieber Gruss
Ahmet





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