Re: Was heisst Sekte?
Geschrieben von Alex am 08. Okt 2006 18:50:59:
Als Antwort auf: Re: Was heisst Sekte? geschrieben von Ahmet am 06. Okt 2006 23:36:44:
Hallo Ameth,
Du schreibst:
"Eine Abspaltung ist nun mal eine abwertende Weise, denn Gottes Wille ist es, sein Volk zusammen zu halten und es zu bewahren. Gott gab uns seinen Willen bekannt „als sein Wort“, und wir Menschen entscheiden, ob wir seinen ewigen Bund annehmen wollen oder nicht. Das erste und zweite Gebot (vom Dekalog) sollte es regeln, das einheitliche Volk Gottes zusammenhalten. Jeder einzelne von uns entscheidet sich entweder zur Einheit oder trennt sich vom Ewigen Bund und wählt das vergängliche (neue Religionen)."
Menschen werden in bestimmte Kulturkreise und Religionen hineingeboren.
Diese Religionen bestehen meist schon seit Jahrtausende. Der Abspaltungsprozess ist schon lange vollzogen. Wer kennt denn noch das, was Du als "Ewige Religion" bezeichnest?
"Religionswissenschaft ist eine Wissenschaft, die sich mit allen konkreten Religionen der Vergangenheit und Gegenwart befasst. Die Religionswissenschaft setzt keine Glaubenszustimmung voraus, hält also weder die christliche noch irgendeine andere Offenbarung für verbindlich. Die Religionswissenschaft ist eine junge Wissenschaft mit „Vorläufern" in aufklärerischen Krisenzeiten (Antike, Humanismus). Im strengen Sinne entstand sie während der neuzeitlichen Aufklärung, insbesondere in England, in den Niederlanden, Deutschland, Skandinavien.
>Diese wissenschaftlichen Arbeiten haben nun gezeigt, dass Jede entstandene Religion einen Ursprung besitzt, der nicht mit der etablierten bzw. daraus entstandenen Religion übereinstimmt. Interessanterweise aber, stimmen die Ursprünge der Religionen (Erste Aussagen, Schriften und Verhalten) flächendeckend über die ganze Welt miteinander überein. Es werden sogar die gleichen Geschichten (mit einer Schöpfung beginnend) erzählt, die erst später durch Anpassungen von Menschen wiederum vom Ursprung abgespaltet sind.
Würde nicht jede Religion von einer Ewigen Macht sprechen, dann würde auch ich wie Du denken, wie kommt man darauf, dass es eine ewige Religion geben soll. Da es aber bekannt ist und jede Religion sich selbst als die Ewige Religion bezeichnet, wird klar, dass es diese Ewige Religion gibt. Aber den Anspruch verliert sie, wenn diese Religion nicht schon seit Ewigkeit existiert. Die vergleichende Religionswissenschaft kennt jeden Entstehungsort und ungefähre Entstehungszeit der wichtigsten Religionen. Und seit Ewigkeit existiert nun mal nur die Ewige Religion."
Zunächst mal kannst Du nicht von jedem Menschen verlangen, Religionswissenschaften zu studieren um herauszufinden, welches nun die ursprüngliche Religion ist. Desweiteren machst Du mit Deiner Argumentation aus Relegionswissenschaftlern eine neue Priesterkaste, so scheint es mir zumindest.
Das ist genau das Gegenteil von dem, was Jesus gelehrt hat. Er wollte dem Menschen Gott nahebringen und zeigte, dass es keinem Vermittler in Form von Priestern (oder jetzt neu: Religionswissenschaftlern) bedarf, um sich Gott zu nähern.
Du fragst:
"Schön, welchen Weg hast Du gewählt? Das kleine oder das grosse Fahrzeug? Das kleine ist der Ursprung des Buddhismus. Die Lehre der Alten (Tharavada) ist die ursprüngliche Lehre des Siddhartha Gautama (Buddha) und ist im Pali-kanon überliefert. Sie hat viel gemeinsam mit der Ewigen Religion. Die buddhistischen Texte, die in Sanskrit geschrieben wurden, enthalten zwar gute Weisheiten, sind aber nicht zwingend die Lehre Buddhas."
Ich folge dem Weg des tibetischen Buddhismus, wo Elemente des kleinen, wie des großen Fahrzeuges enthalten sind. Der Lama, bei dem ich Zuflucht nahm, sagte, wir gehen den mittleren Weg, was praktisch bedeutet, dass man nur das an Praxis macht, was man selbst tragen kann.
Außerdem ist Buddhismus streng gesehen keine Religion, sondern ein Weg der Meditation, die uns die Natur unseres Geistes verstehen lässt. Ziel dieser Meditation ist es letztendlich, Liebe und Mitgefühl für alle Wesen zu verwirklichen.
Du schreibst weiter:
"Buddha lehrte z.B. den mittleren Weg, der die Meditation nur zum Werkzeug macht, um sich selbst zu finden, aber mit dem Willen Gottes nicht im Einklang ist. Denn die Liebe und Mitgefühl kann nur unter Mitlebenden entwickelt werden."
Dem kann ich nicht folgen. Natürlich kann Liebe und Mitgefühl nur unter den Menschen entwickelt werden, genau das ist doch der mittlere Weg, das Ziel der Meditation ist es, die neurotischen und egozentrischen Anteile in uns als die Ursache unseres Leidens zu erkennen. Echte Liebe und wahres Mitgefühl für SICH SELBST UND ALLE ANDEREN WESEN ("Liebe Deinen nächsten wie Dich selbst") ist erst dann möglich, wenn die Natur des eigenen Geistes erkannt und bezwungen ist. Dazu bedarf es der Meditation.
Du schreibst
"Also, bleib nicht nur am Meditieren, sondern wähle den Weg der Mitte. Denn das ist der Rechte Weg, sagte Buddha."
Danke, das versuche ich zu beherzigen.
Du schreibst:
"Ja, jede Religion verlangt Liebe, Güte und Mitgefühl. Daran lässt sich meiner Meinung nach sehen, dass es ein Element des Ursprungs aller Religionen ist, die zusammengeführt wiederum in der Ewigen Religion sich treffen bzw. enden."
Genau diesen Aspekt - Liebe und Mitgefühl - vermisse ich in dem, was Du "Ewige Religion" nennst.
Deiner Website zufolge, würde es alleine genügen, die 10 Gebote zu befolgen. Da ist aber keine Rede von Liebe und Mitgefühl. Dieses wurde erst von Jesus in aller Deutlichkeit offenbart, was doch zeigt, dass auch die "ewige Religion" der Ergänzung bedarf.
Meint
Alex