Die Passion Christi läuft an Karfreitag im TV
Geschrieben von Ahmet am 24. Mär 2007 20:16:03:
Die Passion Christi – Bibeldrama, USA 2004 – Regie: Mel Gibson
Freitag, 6.April 2007 22:20 – ProSieben
Die Passion Christi aus dem Jahr 2004 ist ein international umstrittener Film von Mel Gibson über die Passion des Jesus von Nazareth vom Ölberg über die Verurteilung und Kreuzigung durch die Römer bis zur leiblichen Auferstehung. Der erfolgreiche, polarisierende Film wurde in Matera, Rom und in den Cinecittà Studios gedreht.
Handlung:
Der Film schildert den letzten Abschnitt im Leben des Jesus von Nazareth, von unmittelbar vor der Verhaftung Jesu im Garten Gethsemane durch die jüdische Tempelgarde bis zum Ostermorgen. Der Film ist in der Art seiner Inszenierung dem christlichen volkstümlichen Passionsspiel angelehnt. Durch die dramatische, blutige filmische Interpretation des Leidens und Sterbens des Juden und christlichen Messias Jesus von Nazareth wird viel an emotionaler Actionkinospannung erzeugt. Das Ausmaß der blutigen Gewaltdarstellung überschreitet das bisher bei Bibelfilmen gewohnte Maß. Die durchgängige Handlung wird dabei durch Rückblenden auf das Leben Jesu unterbrochen und mitunter verdichtet. Die ausschließliche Verwendung der lateinischen, aramäischen und hebräischen Sprache, die nicht synchronisiert, sondern durch Untertitel übersetzt wird, soll den Eindruck der Authentizität verstärken.
Als Quellen sind Motive herangezogen aus den vier kanonischen Evangelien, den Visionen der Augustinerschwester Anna Katharina Emmerick, den 14 Kreuzwegstationen. Eigene Deutungen sind in den Film eingeflossen.
Kritik
In Amerika wurde, nicht nur von jüdischen Organisationen, vielfach der Vorwurf des Antisemitismus erhoben. In Deutschland wurde, nicht nur von christlicher Seite, das Ausmaß der Gewaltdarstellungen kritisiert. Auch innerhalb der christlichen Kirchen wurde heftig pro und contra argumentiert. In islamischen Ländern rief der Film ebenso heftige Kontroversen hervor. Die Passion Christi ist laut einer Umfrage des US-Magazins „Entertainment Weekly“ (12. Juni 2006) der umstrittenste Film aller Zeiten. Das Historiendrama habe „einen in der Geschichte Hollywoods beispiellosen Kulturkampf“ ausgelöst. Christliche Gemeinden und Gläubige waren organisiert und in Gruppen zur filmischen Premiere erschienen. Die christliche konservative Rechte in den USA und auch traditionelle konservative christliche Institutionen setzten viel Eigeninteresse an der Propagierung, Werbung und Unterstützung des Films und viel Geld ein, um die „Botschaft der Passion“ kinofilmisch verbreiten zu helfen. Eine gemeinsame Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirchen in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, und des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, äußert sich jedoch kritisch zum Film: „Mit dieser drastischen Darstellung verkürzt der Film die Botschaft der Bibel auf problematische Weise. Der Film birgt die Gefahr in sich, das Leben Jesu auf die letzten zwölf Stunden zu reduzieren.“ Ein weiteres Problem liege in der Darstellung der beteiligten Juden. Die Unterzeichner der gemeinsamen Erklärung bemerken die Möglichkeit der antisemitischen Instrumentalisierung.
Zur historischen Authentizität
Die Hersteller des Films berufen sich auf eine historisierende getreue Darstellung der Handlung. Schon im März 2003 sagte Gibson in einem Interview über frühere Jesus-Filme: „Sie sind entweder historisch ungenau oder leiden unter schlechter Musik. Mein Film soll die Passion Christi genau so zeigen, wie sie sich ereignet hat.“ Hierbei vergisst Gibson allerdings zu erwähnen, dass es keine einheitliche Darstellung nach den Evangelien gibt. Gibson nahm sich aus den Evangelien das jeweils passende und stellte es zusammen. So wurde zum Beispiel einerseits nach dem Johannes Evangelium die Verhaftung von jüdischen Bütteln und römischen Soldaten vorgenommen. Jesus wurde dann lediglich von Annas und Kaiphas nach seinen Lehren befragt. Hingegen wurde Jesus nach den Synoptikern nur von jüdischen Bütteln verhaftet, vor dem Sanhedrin wurde ihm der Prozess gemacht und er wurde wegen Gotteslästerung verurteilt.
Dem Film wurden viele Unkorrektheiten vorgeworfen:
a: Aus Untersuchungen von Gekreuzigten aus dieser Zeit geht hervor, dass die Nägel nicht durch die Handflächen – wie der Film es zeigt – sondern durch die Handwurzelknochen oder Unterarme getrieben wurden. Das hatte einen einfachen physiologischen Grund: die Gewebe der Handflächen konnten das Gewicht eines Körpers nicht halten. Die traditionelle christliche Ikonographie platzierte dagegen fast immer die Nägel auf den Handflächen und nicht auf den Handgelenken Jesu, mit Ausnahme des Turiner Grabtuches.
b: Der Jerusalemer Anthropologe Joe Zias zweifelt die langen Haare Jesu an: bestenfalls die Nasiräer, die Vorläufer der Mönche, hätten schulterlanges Haar getragen.
c: Der Paderborner Bibelexperte Professor Carsten Peter Thiede erwähnt als auffälligste unhistorische Einzelheit die Auswahl der antiken Sprachen zur Zeit der Handlung der Ereignisse an diesen Orten: zu dieser Zeit sei in Palästina Griechisch und Aramäisch gesprochen worden, nicht aber Latein, das die Umgangssprache in Mittelitalien war. So sind auch alle Bücher des Neuen Testamentes in Griechisch verfasst.
d: Die lateinische Aussprache im Film erfolgte nach modernem, nicht nach wissenschaftlich rekonstruiertem Muster. Auffälligstes Beispiel ist das erst in der Spätantike einsetzende „Zischen“ von C/G vor hellem Vokal. So wird 20, viginti, „widschinti“ und nicht „wiginti“ gesprochen.
e: In der gezeigten Schrifttafel, die Pontius Pilatus in Auftrag gegeben hat, ist die Schrift in Latein-Aramäisch angebracht. In den Evangelien wird aber übereinstimmend davon gesprochen, dass die Schrift dreisprachig, nämlich Hebräisch-Griechisch-Latein, verfasst wurde.
f: Weiterhin sei die Figur des Holzkreuzes falsch, das Jesus tragen muss. Nach römischer Sitte wurde nur der Querbalken zur Hinrichtungsstätte geschleppt und der Verurteilte an einem fest im Boden verankerten Längsbalken hochgezogen. Mel Gibson verwendet also eine traditionelle christliche Darstellung des Kreuzweges anstatt der historischen (wie etwa bereits 1977 von Franco Zeffirelli in seinem TV-Vierteiler Jesus von Nazareth so gezeigt).
g: In Bezug auf das Gespräch zwischen Jesus und Pilatus wird eingewandt, es dürfe bezweifelt werden, dass ein einfacher Zimmermann wie Jesus sich mit dem Präfekten auf Latein unterhalten konnte. Eine zweite Überlegung in diesem Zusammenhang ist die Frage, wieso sich Kaiphas mit Pilatus auf Aramäisch unterhielt. Kaiphas verstand nämlich auch Latein.
Prof. Dr. Thomas Williams, Dekan der Theologischen Fakultät an der Päpstlichen Hochschule Regina Apostolorum in Rom und ein theologischer Berater von Mel Gibsons Film, sagte zur Kritik an Details des Films, dass Beschwerden über die verwendeten Sprachen, die Höhe des Kreuzes, die Haarlänge Jesu, die Größe der Menschenmenge vor Pilatus im Prätorium und die Platzierung der Nägel in den Händen Jesu angesichts der christlichen Botschaft des Films trivial erscheinen würden. Ähnlich äußerten sich auch andere Theologen. Andere Kritiker wenden ein, dass Mel Gibson nur vordergründig die Erlösung des Menschen durch Jesu Tod zeige, wenn er der blutigen Gewalt gegen Jesus zwei Stunden einräume und der Auferstehung nur weniger als eine Filmminute gebe. Die triviale Erlösung von weltlichen Schmerzen stehe im Vordergrund, die höhere, wichtigere Erlösung der Menschheit von der Erbsünde werde unterminiert.
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